Der Butzemann ist die letzte Grenze der Politik der Angst - reine Urangst. Anders als der Terror, der Schrecken, ist es wie ein Tropfen, der Dir auf den Kopf fällt und Dich langsam und unbewusst in den Wahnsinn treibt. Unsere seltsame Welt akzeptiert die Existenz des Butzemanns. Sicherheitshysterie, die Angst vor den eigenen Nachbarn, wirrer, verkrampfter Groll, der aus allen Richtungen einsickert, neigen in diesen harten Zeiten zu einem natürlichen Ende durch das Erscheinen des Butzemanns. Wir brauchen gar keine Warnungen oder Gefahren zu beschwören, zu schaffen, zu erfinden: alle haben Angst vor der Dunkelheit und, durch das bloße Benennen des Butzemanns, wird jedes komplizierte Social Engineering seine Berechtigung finden. Der Butzemann ist besser als Terror, weil Dich der Butzemann nicht sofort tötet - er erschöpft Dich und bringt Dich dazu, Deine Wahrnehmung der Realität in eine schizoiden Schleife zu verwandeln. Im Land des Butzemanns kann alles gleichzeitig wahr oder falsch sein: Der Butzemann will nicht, dass Du immer traurig und entmutigt bist. Der Butzemann bringt auch Fröhlichkeit und wildes Gelächter, das bis zum Himmel reicht. Wenn Du keinen Cent hast und die Krise Dich verschlingt, musst Du lachen, denn Du musst optimistisch sein, wenn Du nicht willst, dass der Butzemann kommt und Dich frisst. Aber freu Dich nicht zu früh, denn der Butzemann kann immer auftauchen und früher oder später wird er Dein Kind aus der Wiege holen, Deinen Job übernehmen, DeineN PartnerIn wegnehmen. Indem wir einige von Kurt Vonneguts weisen Worte borgen, könnten wir sagen dass in dieser Welt der tausend Möglichkeiten, wie wir von Angst, Sorge und Kummer geschluckt werden können, wahrscheinlich alles passieren wird, was möglich ist. Tretet beiseite, solange es noch möglich ist.