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Jenseits des Nationalismus (su marco tarchi)
by antifa monitor Tuesday, Nov. 05, 2002 at 6:28 PM mail:

i compagn* di antifaschistische-nachrichten su Marco Tarchi.

Jenseits des Nationa...
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10/1998
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Jenseits des Nationalismus
Die »neu«rechte Medienlandschaft in Italien
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Italienisch ist eine schöne Sprache. Wortkombinationen wie »La voce della fogna« oder »La Bottega del Fantastico« zergehen auf der Zunge wie eine leckere Pasta. Doch erst der genaue Blick auf den Inhalt gibt wirklichen Aufschluß: »La voce della fogna« verliert in der Übersetzung als »Stimme der Kanalisation« den lyrischen Klang und erweist sich prosaisch als erste Zeitschrift der sich herausbildenden italienischen »Neuen« Rechten, erschienen in den Jahren zwischen 1974 und 1983. Daß das Projekt nicht als eine Angelegenheit der Vergangenheit betrachtet wird, läßt sich leicht an einem Faksimile-Nachdruck sämtlicher erschienener Ausgaben ablesen. »La Bottega del Fantastico« wiederum ist ein Buchladen in der Mailänder via Plinio, der entgegen einer möglichen Vermutung nicht auf Fantasy-Literatur spezialisiert ist, sondern vorwiegend all das vertreibt, was dieeuropäische »Neue« Rechte und ihre diversen Vorläufer auf den Buch- und Zeitschriftenmarkt werfen.

Mit diesen beiden Projekten sind auch schon die Hauptfraktionen der gegenwärtigen italienischen »Neuen« Rechten angesprochen. Die aus »La voce della fogna« hervorgegangene Strömung mit Florenz als Organisationsschwerpunkt orientiert sich am französischen GRECE. Der Dozent für Politik Marco Tarchi nimmt in ihr eine ebenso dominierende Stellung ein wie in Frankreich Alain de Benoist. Die Anlehnung an die Mutterorganisation der »Neuen« Rechten wurde auch in dem zweimaligen Versuch deutlich, mit den »Elementi« ein Pendant zur gleichnamigen Zeitschrift des GRECE zu schaffen. Diese Initiative um Maurizio Cabona (Genua), die nach jeweils nur wenigen Ausgaben aufgegeben werden mußte, blieb der einzige Mißerfolg im publizistischen Bereich. Die drei verbliebenen Projekte erwiesen sich als stabiler und erfolgsträchtiger.

Monatlich erscheint in Florenz mit einem Umfang von 40 Seiten die Zeitschrift »Diorama letterario«, die sich im Untertitel als »Monatsschrift für kulturelle Aktualität« bezeichnet, jedoch mit ihrer Bleiwüste wenig kulturellen Einfallsreichtum beweist und fast aus-schließlich Rezensionsorgan ist. Die ersten Seiten des Heftes, auf dessen Umschlag traditionell der Kopf Nietzsches prangt, sind relativ kurzen Kommentaren und Polemiken zum Zeitgeschehen vorbehalten. Den Rest beanspruchen Besprechungen von Neuerscheinungen und Wiederveröffentlichungen aus diversen Wissenschaftsgebieten. Dabei wird nicht nur auf die eigene ideologische Richtung und deren Vorläufer Bezug genommen. Vorgestellt werden auch Bände des politischen Gegners oder allgemein wichtige Publikationen. Die Mehrzahl der besprochenen Werke ist über den angeschlossenen Buchdienst erhältlich, der zur finanziellen Stabilität des Projektes beiträgt. Über 200 Hefte sind in dieser Machart bereits erschienen. Wer sich über den italienischen Buchmarkt zum historischen Faschismus, verwandten Erscheinungen sowie Theorie und Geschichte der aktuellen extremen Rechten informieren will, findet hier ein nahezu unverzichtbares Hilfsmittel.

Einen eigenen theoretischen Anspruch erheben die Blätter »Trasgressioni« (»Überschreitungen«) und »Futuro Presente« (»Gegenwart der Zukunft«). Das kleinformatige »Trasgressioni« erscheint seit 1986 und kann als Entsprechung der französischen »Krisis« gelten. In einem programmatischen Artikel in der ersten Ausgabe verkündete der ehemalige MSI-Kader Marco Tarchi, daß es nunmehr darum gehe, die rein negative Formulierung vergangener Tage, das »weder links noch rechts«, durch eine neue Synthese des »sowohl links als auch rechts« zu ersetzen. Grenzüberschreitungen seien notwendig, wenn die »Neue« Rechte wirklich neu sein und das Ghetto der alten Rechten verlassen wolle. Deutlich wird mit dieser Bezugnahme auf den israelischen Historiker Zeev Sternhell, der in seinen Untersuchungen gerade den Synthesecharakter der entstehenden faschistischen Ideologie herausgearbeitet hatte, daß nunmehr wieder mehr Wert sowohl auf die revolutionären Komponenten der Ideologie (z.B. Georges Sorel) als auch auf den Bereich der Kultur (hier liefert der Futurismus das Vorbild) gelegt werden sollte. So versteht es sich fast von selbst, daß in der dreimal jährlich erscheinenden »Trasgressioni« immer wieder Aufsätze von Autoren abgedruckt wurden, die nicht umstandslos der extremen Rechten zugeordnet werden können oder sogar von der Linken bzw. Alternativszene kommen.

Seit 1993 gibt Alessandro Campi unregelmäßig die Theoriezeitschrift »Futuro Presente« heraus, nach Layout und Format eine genaue Entsprechung der »Nouvelle Ecole« des GRECE. Wie diese steht das luxoriöse Blatt jeweils unter einem zentralen Thema. So gab es zuletzt Bände zur Kritik des Parteienstaates, über Carl Schmitt, den Lyriker Ezra Pound und dem unvermeidlichen Julius Evola zu dessen 20. Todestag 1994. Das qualitative Niveau ist höher als in Deutschland gewohnt, die Gestaltung ansprechend. Mit dem Titel »Futuro Presente« verweist Herausgeber Campi auf eine gleichnamige Zeitschrift, die in den 70er Jahren in Spanien von dem Exil-Rumänen Vintila Horia herausgegeben wurde, einem ehemaligen Kader der faschistischen Eisernen Garde und treuen Weggefährten des GRECE.

Auch durch solche Konnotationen wird in der »Neuen« Rechten immer wieder der nationale Rahmen überschritten, ein gemeinsames europäisches Erbe der eigenen Denkströmung betont. Dort, wo die »altrechte« Alleanza Nazionale den nationalen Zentralstaat in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellt, da betont diese »Neue« Rechte eine notwendige Dialektik von Zentralilät und Subsidiarität, die zu einer Synthese in einem regional gegliederten europäischen Reich führe. Die Nation verliert in diesem Modell allmählich ihre Daseinsberechtigung. Nach Ansicht von Tarchi und seiner Freunde ist sie zur Lösung der großen Probleme zu klein und zur Lösung der kleinen Probleme zu groß. Folgerichtig werden aus diesem Spektrum auch immer wieder Anknüpfungen an einige Tendenzen der Lega Nord versucht. Z. T. erfolgreich wie bei der ehemaligen Parlamentspräsidentin Irene Pivetti oder dem früheren Chefideologen Prof. Gianfranco Miglio, der in seinem Denken an Carl Schmitt geschult ist.

Die Versuche der Grenzüberschreitungen der italienischen »Neuen« Rechten waren in den vergangenen Jahren keineswegs ohne Erfolg. Marco Tarchi, der unbestrittene Star dieser Fraktion jenseits der Alpen, konnte an einer Podiumsdiskussion beim Pressefest der »Unità«, der Tageszeitung des ex-kommunistischen PDS, teilnehmen. Zu einer öffentlichen Debatte kam es auch mit dem inzwischen verstorbenen Alexander Langer, einem bekannten Vertreter des grün-alternativen Spektrums Italiens. Mit ihren vielfältigen publizistischen Initiativen, die ergänzt werden durch den eigenen Verlag »La Roccia di Erec« und nahestehende Häuser, stellt die Gruppierung um Tarchi, die zunächst nicht mehr gewesen war als eine von zahlreichen Dissidentenfraktionen des MSI, das einzige funktionierende Organisationsgeflecht außerhalb Frankreichs dar, das mit der Ideologie des französischen Vorbilds übereinstimmt. Italiener waren die einzigen nichtfranzösischen Mitbegründer des GRECE, Italiener sind Benoists letzte getreue Verbündete.

Doch auch in Italien hat sich das Schisma innerhalb der »Neuen« Rechten vollzogen, gibt es zwei sich scharf abgrenzende Fraktionen. Mailand mit der Buchhandlung »La Bottega del Fantastico« und deren Inhaber Marco Battara ist das Zentrum des Feindes im eigenen Lager, der »Sinergie Italia«. Die Fronten sind verhärtet: für Benoist ist Battara schlicht ein »Terrorist«. Überschreitungen in diesem Bereich sind nicht möglich, das Gelände ist vermint, denn dort befindet sich die Zentrale der Anhänger des abtrünnigen Belgiers Robert Steuckers. In Italien allerdings war man noch nie gemeinsam marschiert. Der metapolitischen Strömung um Tarchi stand stets eine Tendenz entgegen, die sich selbst als »nationalbolschewistisch« charakterisierte. Auf immerhin auch schon mehr als 150 Ausgaben hat es deren Monatszeitschrift »Orion« gebracht, die ebenso wie die der Theorie vorbehaltene, unregelmäßig erscheinende Schwesterzeitschrift »Origini« im eigenen Verlag »Barbarossa« erscheint.

Bei dieser Konkurrenz gibt es nicht nur eine dominierende Person, sondern eine Vielzahl von Aktivisten auch aus dem akademischen Bereich. Mit Alessandra Colla ist eine Professorin und Spezialistin für Ökologie verantwortliche Redakteurin der »Orion«. Folgerichtig finden auch hier Überschreitungen statt. Die Kooperation mit bioregionalistischen Projekten wie »Tellus« ist längst etabliert. Auf nationale Grenzen hat man ohnehin nie geachtet: bei »Barbarossa« erscheinen auch die Schriften des russischen »Neu«rechten Alexander Dugin, in »Orion« wirbt man heftig für die Politik des Regimes der Mullahs im Iran.

Geopolitisch geprägt, sieht man hier das mögliche geistige Zentrum für einen islamisch geprägten Großraum, der wiederum Verbündeter eines geeinten Europa gegen die USA sein könnte. Auch in Italien bewegt sich das Denken der »Neuen« Rechten längst jenseits des Nationalismus.

Cremet, Jean

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